Modellbau
Baupraxis |
mini-sail e.V. |
Anfertigung von funktionsfähigen
Blöcken
von Bernd Bund
Das Problem war klar, für mein in Bau befindliches Rahschiff brauche ich funktionsfähige
Blöcke im Maßstab 1:36, diese sind in großer Zahl herzustellen, müssen was aushalten und sollen
auch noch einigermaßen vorbildgetreu aussehen.
Ich studierte die Konstruktionen anderer Minisailors z.B. im Maßstab 1:16 oder 1:25, da gab es
viel Nachahmenswertes, allerdings nicht ohne weiteres 1:1 übernehmbar. Als wichtiger Punkt wurde
mir genannt, daß die Zugkräfte ausschließlich über Metallteile übertragen werden müssen, dann
trägt ein Block auch 10 kg bzw. 100 N, eine Kraft, die bei einer Patenthalse öfters auftreten
kann.
Als realisierbare Abmessung legte ich fest:
Maße des Blockgehäuses 8,4 x 5 x 4,5 mm
Scheibenmaß: Außendurchmesser 4 mm, Bohrung 1 mm, Dicke 1,1 mm.
Stropp: 0,8 mm-Messingdraht.
Die Fertigung orientiert sich am häuslichen Maschinenpark und den eigenen Fertigkeiten. Wobei der Maschinenpark nicht schlecht ist, steht mir doch eine kombinierte Dreh- und Fräsmaschine zur Verfügung. Allerdings ist der Umgang mit der Kreissäge nicht so ganz mein Fall und auch in Mikromechanik werde ich noch einige Erfahrungen sammeln müssen.
Die Scheiben waren auf der Drehmaschine schnell gefertigt (Messing 4mm von der Stange), allerdings mußte ich lernen, daß man nicht einfach immer wieder ins gleiche Loch tiefer bohren kann, denn dieses läuft allmählich aus der Mitte. Also am besten für jede Scheibe frisch zentrieren und wenn der Zentrierbohrer den richtigen Durchmesser hat, muß man nicht einmal umspannen auf Spiralbohrer, denn eine Bohrlochtiefe von etwas mehr als 1 mm ist ja ausreichend. Dann Rille einstechen und die Scheibe abstechen und hoffen, daß man sie danach noch findet.
Etwas schwieriger wurde es mit der Gehäusefertigung. Originalgetreues Material wäre ja Eiche und das stand in Form von Abfällen vom Parkettboden der Nachbarswohnung durchaus zur Verfügung, allerdings ist die Maserung so grob, daß man weder von gutem Aussehen noch von guten Materialeigenschaften ausgehen kann. Vorrätig war noch beste französische Weißbuche, Produktionsabfall aus der Meterstabproduktion und entfernt durchaus wie Esche (auch für Originalblöcke verwendetes Material) aussehend. Also wurden die Experimente damit fortgesetzt.
Zum Schulz kam eine Konstruktion mit sechs Holzteilen pro Block heraus:Derartige Kleinteile lassen sich schwerlich einspannen und noch schwieriger bearbeiten. Ziel
muß es also sein, die Teile am Block zu fertigen und dann abzusägen. So wurde es auch gemacht:
ein Weißbuchenklotz wurde erst mal sauber in Quaderform gefräst, dann wurden mit einer Teilung
von 6 mm und einem 1 mm breiten Sägeblatt 2 mm tiefe Quernuten gefräst, dann mit einer Teilung
von 2,5 mm Längsnuten und dann wurde abgesägt. Und zwar jede Leiste so, daß ca. 0,1 mm stehen
blieb, sonst fliegen die Klötzchen nämlich gemeinsam mit dem Sägmehl durch die Gegend und man muß
froh sein, wenn man hinterher 60% wieder findet. So lassen sie sich problemlos mit einem Messer
oder Stechbeitel vollends abtrennen und fallen direkt von der Maschine ins Kleinteilemagazin (das
war jetzt die Klotzgröße 5 x 1,5 x 1,5 mm).
Ein evtl. stehen gebliebener Grat kann problemlos mit einer Feinblechschere abgeschnitten werden.
Genau so geht es mit den Klötzchen 3 x 1,5 x 1,5 mm. Die Klötzchen 1 x 1 x 2 mm sägte ich erst
mal als Leisten, um sie bei der Montage abzuschneiden, ich habe mir hinterher manchmal überlegt,
ob nicht auch hier die Komplettbearbeitung besser gewesen wäre. Zum Glück kommt es hier nicht auf
die genaue Einhaltung der Länge an.
Etwas aufwendiger ist natürlich die Fertigung der Begrenzungsklötzchen. Die Länge von 8,4 mm
ergibt sich aus einer Teilung von 10 mm und der Verwendung eines 1,6 mm breiten Sägeblatts.
Zuerst werden in den Weißbuchenklotz die Quernuten eingesägt, dann die Längsnuten mit dem
1mm-Sägeblatt und einer Teilung von 3 mm. Dabei wird jede zweite Nut 1 mm und die jeweils andere
Nut 2mm tief gesägt. Dann wird von Sägen auf Bohren umgerüstet und mit dem 1mm-Zentrierbohrer 2,5
mm tief gebohrt.
Dabei auf exakte Positionierung achten: genau in die 1mm tiefen Nuten und 4 mm vom unteren Ende
entfernt. Danach werden die gleichen Positionen mit einem 3mm-Fräser angefahren, der
Tiefenanschlag so eingestellt, daß genau 1 mm tief gebohrt wird. Jetzt können die Klötzchen
abgesägt werden wie vorher die anderen.
Nun fehlen noch die Stropps: 0,8mm-Messingdraht wird in 24 mm langen Stücken abgeschnitten.
Die Biegungen müssen sehr exakt werden, sonst paßt es zum Schulz nicht! Deshalb habe ich in einen
Aluminiumklotz vier Bohrungen im Abstand von 2,1 mm gesetzt, jeweils diagonal gegenüber 1 mm und
1,5 mm. In die Löcher werden Drähte (am besten Federstahldraht) gesteckt, dazwischen bleibt ein
Raum von 0,85 mm, paßt also der Messingdraht gut zwischen rein. Ein Ende wird eingelegt, um
mindestens 90ø um einen der 1mm-Drähte umgebogen, umgesetzt und die Õse vollends geschlossen,
danach wird so weit in die andere Richtung gebogen, daß die Mitte der Õse sauber in Verlängerung
des noch geraden Drahts zu liegen kommt.
Danach wird mit dem anderen Ende genau so verfahren, wobei darauf zu achten ist, daß beide Ösen
in einer Ebene liegen. Danach wird möglichst genau in der Mitte um den 1,5mm-Draht gebogen,
zuerst wieder um ca. 90ø. Nach dem Umsetzen läßt sich durch Biegen auf der einen oder anderen
Seite erreichen, daß die beiden Ösen in eine Flucht zu liegen kommen. Ich habe mir dann noch eine
Nachrichtvorrichtung gebaut, in der mit Hilfe eines umgebauten Maschinenschraubstocks die Ösen
noch genauer in Form gedrückt werden.
Nun kommen wir zur Montage, wofür auch wieder Vorrichtungen erforderlich sind. Die Kleinteile
lassen sich direkt mit der Hand nicht in Position bringen, Pinzette und Spitzzange sind wichtige
Helfer aber allein auch nicht ausreichend. Nach mehreren vergeblichen Versuchen entstand die hier
beschriebene Vorrichtung: In eine Aluplatte wird eine Nut 5 mm breit, 2 mm tief gefräst. Hier
paßt ein Begrenzungsklötzchen hinein. In die Nut wird außerdem ein 1mm-Loch gebohrt (darf auch
1,1 mm sein, ein 1mm-Federstahldraht sollte sich locker aber spielfrei rein- und rausziehen
lassen, am besten durchbohren!).
Damit
läßt sich das Begrenzungsklötzchen auch in Längsrichtung fixieren. Für die Fixierung der
Querklötzchen dienen spezielle Stempel, wobei der obere Stempel Platz für das Stropp, der untere
die exakte Führung für das nur 3 mm lange Klötzchen bieten muß. Ich habe die Teile aus
Messing-Vierkantrohr 5x5 mm hergestellt, wobei ich es in der Höhe auf 4,4 mm abfräste (beidseitig
je 0,3 mm). Damit die Querklötzchen nicht zu weit rein rutschen, wird außerdem ein Messingblech
5,5 x 1 mm x 13 mm (Länge darf auch größer sein) eingelegt, dieses Blech bekommt etwas
außermittig ein 1mm-Loch.
Die Grundplatte braucht jetzt noch eine Quernut 1,5 mm tief und etwas breiter als 5,5 mm. Außerdem ist eine Einfräsung sinnvoll so daß man das Messingblech hinterher mit der Spitzzange gut herausziehen kann. Für das andere Begrenzungsklötzchen wird jetzt noch eine Spannpratze gefertigt, diese bekommt ebenfalls ein 1mm-Loch, eine Nut mit 5 mm Breite und ca. 1mm Tiefe. In die Grundplatte kommt ein Gewindestift (kann man von Gewindestange selbst sägen), ebenso in die Spannpratze am hinteren Ende. Die Löcher müssen natürlich so positioniert werden, daß alles paßt.
Nun schreiten wir zur Montage:Es ist empfehlenswert, die Begrenzungsklötzchen an der Oberseite vor der Montage zu runden, denn das Stropp behindert später die Arbeit mit Feile oder Schleifklotz. Damit ich einigermaßen kontinuierlich arbeiten kann, habe ich die Vorrichtung gleich für vier Blöcke ausgelegt, das Material reichte dann aber nur für drei Pratzen. Wenn man nicht nur montiert sondern auch gleichzeitig Stropps biegt, reicht das gut.
Nun sind die Blöcke vom Quader in Blockform zu bringen, das kann mittels Feile oder Schleifpapier geschehen. Bevor man Bolzen und Scheibe (Laien würden vielleicht Achse und Rolle sagen) montiert, ist das Holz gegen Witterungseinfluß zu schützen. Segeln macht bekanntlich erst dann Spaß, wenn der Wind bläst und da kann dann schon mal ein Regenschauer dazwischen kommen oder in einer Bö werden Teile der Takelage ins Wasser gedrückt. Derzeit laufen Langzeit-Vergleichstests mit Leinöl und mit Epoxidharz. Mindestens ein Kollege nimmt dünnflüssigen Sekundenkleber. Bei der Behandlung ist darauf zu achten, daß das Fenster, in dem später die Scheibe laufen soll, nicht verschlossen wird. Ich arbeite hier mit einer alten Plastikkarte (Telefon- oder Scheckkarte), von der ein ca. 5 mm breiter Streifen geschnitten wird. Nach der Tauchlackierung wird der Streifen durchgeschoben und das Fenster müßte wieder frei sein. Erst dann werden Bolzen und Scheibe montiert, wobei zuerst die Bohrung nachgebohrt wird (mit 0,9 mm).
Es ist sinnvoll, den Block zum Eindrücken des Bolzens wieder in die Montagevorrichtung zu spannen, denn wenn man den Bolzen schief einführt, war alles Vorangegangene für die Katz und es ist gar nicht so einfach, die Scheibe so zu positionieren, daß der Bolzen durch geht. Am besten legt man das Blockgehäuse und die Scheibe mit dem 0,9mm-Bohrer in die Vorrichtung und drückt mit dem Bolzen von oben den Bohrer unten raus. Evtl. Styropor unterlegen. Dazu muß mit einem weiteren Stift nachgedrückt werden, man sollte sich vorher merken, wie weit man nachdrücken muß, daß der Bolzen genau richtig im Block sitzt. Geringfügiges Nachrichten ist auch noch nach Entnahme aus der Vorrichtung möglich. Danach ist der Bolzen auf beiden Seiten mit Sekundenkleber zu sichern. Blöcke, die mechanisch o.K. sind, jedoch optisch mißlungen, kann man problemlos im Schiffsinneren verwenden.