Modellbau
Rigg und Segel |
mini-sail e.V. |
Kleiner Segelnähkurs
von Gerold Schnebbe
Zum Nähen
von Modellsegeln muß man wissen wann zu welcher Zeit Segelbahnenbreiten (KLEIDER) zur Verfügung
standen. Nach meinen Recherchen hatte die AMERICA 1851, nach einem Segelplan aus dieser Zeit,
eine mechanisch gewebte Bahnbreite von 55 cm, Ballenbreite war ca. 24 Zoll. Ihre Segel aus dicht
gewebter Baumwolle waren besser als die ihrer englischen Gegner die aus locker gewebten
Flachs/Hanf gewebt waren. Sie mußten ständig naß gefahren werden um winddicht zu bleiben.
Wieder später um 1930 wurde in der J-Klasse (ENTERPRISE) eine Bahnbreite von 45 cm dicht gewebter
ägyptischer Baumwolle verwendet. Die 465 m² des Grossegels hatten eine Bahnlänge von ca. 1.500 m
und wogen knapp eine Tonne.
Bei Fertigungsbreiten von 1 Yard = 91,4 cm oder 3 Fuß ca. 30,48 bis 120 cm in Deutschland. Dies
ergibt bei einem Modell im Maßstab 1:20 eine Bahnbreiten von 2-6 cm. Die Überlappungen beim
Zusammennähen der Bahnen betrugen je nach Stoffdichte zwischen 1 und 5 Zoll, hier bei Maßstab
1:20 ca. 1-6 mm.
Segler, auch die J-Klasse hatten zu Ihrer Zeit Segel aus pflanzlichen Fasern. Zum Beispiel Flachs, Leinen, Hanf und Baumwolle die auch schon 1851 auf mechanischen Webstühlen hergestellt wurden. Wenn wir also Modelle aus der Zeit der natürlichen Fasern nachbauen, sollten wir auch unsere Segel aus diesen Materialien nähen. Uns stehen in der heutigen Zeit nur Baumwolle, Baumwollmischgewebe oder Synthetikgewebe zur Verfügung. Sie müssen daher auch noch besonders dünn sein. Hier kommt Batist als dünner Hemden- oder Blusenstoff und Inlett zur Anwendung.
Nun kommen wir zur Andeutung der genähten Bahnen (Kleider), schon mal beschrieben bei Willi
Pülmanns auf unserer Webseite.
Mit seiner Methode:
Ich mit meiner falschen Kappnaht aus dem Schneiderlatein meiner Mutter:
Häßlich anzusehende Segelbahnen bei unseren Modellen entstehen hauptsächlich in 2 großen Bereichen: Nämlich nicht exakt kalibrierter Nähmaschine, und oder falsche Stoff-Garn-Nadelwahl.
Alle Segel
haben natürlich einen Saum rundherum und Verstärkungen in den Ecken, und bekommen ein Liektau
rundum mit Schothörnern. Dieses Liektau war maßgeblich für die Bauchigkeit zuständig. Es gab
feste Vorgaben für jede Liekseite. Die an das Liektau angenähte LOSE eines Segels bestimmte die
Bauchigkeit.
Bei Fock und Großsegel gab man am Fußliek 2" LOSE für jedes Yard Lieklänge. Man nähte also 36"
Segelsaum an 34" Zoll Liektau. An den Seiten waren es etwa 1,5", beim Besan raffte man 2" am
Mastliek pro Yard Segeltuch zusammen.
Auch gab es Vorgaben für das annähen des Liektau am Segelsaum, am Seitenliek alle 12" ein
Kreuzstich, am Fußliek in der Mitte der Kleider jeweils 3 Kreuzstiche. Begonnen wurde das annähen
mit 4 Kreuzstichen wobei der erste doppelt und der letzte dreifach war.
Das war damals reine Knochenarbeit und bestimmt nicht rückenschonend, ist genauso heute noch Handarbeit und zeitraubend aber im Endeffekt auch funktionell und klassisch.
Der Segelstoff wurde in 7 Stärken eingeteilt, der Handel vertrieb 1903 Segeltuch in Stücklängen von 36 m = 38,25 Yard und 61 cm =24" Breite.
Segelstärken/Gewichte
0 = 1,012 - 1,032 kg je m2
1 = 0,941 - 0,965 kg je m2
2 = 0,894 - 0,918 kg je m2
3 = 0,847 - 0,871 kg je m2
4 = 0,800 - 0,823 kg je m2
5 = 0,729 - 0,753 kg je m2
6 = 0,659 - 0,682 kg je m2