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mini-sail - Veranstaltungen
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br-07-06.htm; 10.2007
erschienen in MODELLWERFT 02/2007
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Vom Indischen Ozean bis Kap Horn
14. Fühlinger See-Regatta

Bericht von Bernhard Reimann
Bilder Ulla Dvořák, Jens Fenske

Wenn einer eine Reise macht.... Davon können die Teilnehmer der vierzehnten Auflage der Fühlinger See-Regatta Anfang Oktober dieses Mal wirklich etwas erzählen. Bei herrlichem Sonnenschein mit einem lauen Lüftchen bis hin zu bewölktem Firmament und frischen Böen wartete Neptun mit der ganzen Palette seines Könnens auf.

Mittlerweile hat sich die Veranstaltung der mini-sail e.V. unter der Schirmherrschaft des Modellbauclub Rodenkirchen zu einem Klassiker entwickelt. Entsprechend trafen sich Freunde des Segelschiffmodellbaus aus ganz Deutschland, teilweise mit der ganzen Familie, an der schönen Seenplatte in Köln-Fühlingen mit ihrer angeschlossenen Regattabahn.

Während die ersten Skipper so ab 9.00 Uhr im Mehrzweckraum des Landesleistungszentrums für Wassersport eintrafen, waren die guten Geister der Veranstaltung rund um Borek Dvorak, Frank Rudolf, Ralph Tacke für die „technische Seite” sowie Ulla Dvorak und Gisela Borgmann mit Lorena Revuelta und Claudia Borgmann-Dörl für das „Catering” bereits seit eineinhalb Stunden aktiv. Schließlich musste der Raum mit hinreichend vielen Tischen und Stühlen ausgestattet werden, alle Lebensmittel in Form von Kuchen, Brötchen, Kaffe und diversen Getränken hinter der Theke verstaut und alles für den Ansturm von Teilnehmern und Besuchern vorbereitet werden. Während dessen legten Frank Rudolf und Ralph Tacke die Bojen für die einzelnen Kurse auf dem See aus.

Nach und nach traf jeder mitsamt Gepäck ein und langsam füllten sich die Tische wieder mit schönen Modellen angefangen von rahgetakelten, prachtvoll verzierten historischen Schiffen über gaffelgetakelte Kutter, schnittige Schoner, Arbeitsschiffe, Holzyachten aus den 60er Jahren bis hin zu modernen Hochseeyachten und Americas Cuppern. Die Präsenz moderner Schiffe hat über die letzten drei Veranstaltungen zugenommen, wodurch sich ein toller Querschnitt durch alle Sparten des Segelschiffmodellbaus ergibt. Schön ist es auch, wenn nach einem halben Jahr ehemals spartanisch ausgestattete Baukastenmodelle als fein detaillierte Schiffe zum Segeltreff wiederkommen. So zeigt sich, dass man die Erfahrung der alten Hasen im Bau wunderschöner Schiffe aus Holz auch auf Kunststoffmodelle übertragen kann.

Um 11.30 Uhr sollte der Start zur ersten Wanderregatta erfolgen und die Zeit bis dahin verging mit Gesprächen, Fachsimpeleien und jeder Menge Spaß viel zu schnell. Gegen 11.00 Uhr gab es dann die obligatorische Besprechung mit einer kurzen Erläuterung der Fahrregeln sowie Einweisung auf den Kurs. Wir immer gelten zwar die „normalen” Wegerechtsregeln, doch hat eigentlich hier nur eine einzige wirkliche Bedeutung: Bootskontakte sind zu vermeiden. Obgleich jeder gerne als erster die Ziellinie passieren möchte, geht es bei den Regatten um nichts außer dem Spaß an der Sache.

Der Kurs der Wanderregatta in Fühlingen verläuft über drei Gewässer, wobei drei Brücken zu unterfahren sind und ein langes Stück der Regattabahn der Kanufahrer zu bewältigen ist. Drehende Winde im zweiten See, mucksmäuschenstille Bereiche vor allem unter der ersten Brücke und ein mitunter auffrischender Wind auf der Regattastrecke verlangen Kapitänen und Modellen alles ab. Während die ersten Morgenstunden Wolkenverhangen daher kamen, beherrschte eine warme Oktober-Sonne zunehmend die Szenerie und schenkte uns zum Start der Wanderregatta runde zwei Beaufort Windstärken. Für mich ein klarer Fall, um die Genua auf meiner Smaragd zu setzen und auf das beweglichere Focksegel zu verzichten. Eine im Grunde richtige Entscheidung, wenn da nicht das Windloch unter der ersten Brücke und die wenige Praxis des Kapitäns in diesem Jahr gewesen wäre..

So fand der Start nicht nur unter einem strahlend schönen Himmel statt, sondern auch vor einer stattlichen Zuschauerkulisse, die ihre Wanderung für das imposante Bild sechsunddreißig gleichzeitig lossegelnder Modelle unterbrachen. Schnell setzte sich Peter Spaeth mit seiner „Old Lady” vom Feld ab und erreichte die erste Brücke als erster, wodurch er an dieser launigen und vom Wind verschmähten Stelle frei navigieren konnte. Wenig später erreichte dann auch das Hauptfeld diesen Engpass, doch alle konnten diesen mehr oder weniger zügig passieren. Mit achterlichem, stetigem Wind ging es dann durch den zweiten See auf die Regattastrecke, auf der so manches bereits weit vor einem liegende Boot noch überholt werden konnte. So fand sich meine Smaragd denn am Eingang der dritten Brücke nicht mehr im letzten drittel des Feldes wieder, sondern in der Mitte. Während die Schnellsten nach rund einer Stunde die Ziellinie passierten, traf das letzte Schiff noch einmal 50 Minuten später wieder im Heimathafen ein. Es war eine Wanderregatta, die allen viel Spaß bereitete und ohne Havarien beendet wurde.

Nach der Mittagspause starteten bei nach wie vor traumhaften Wetter, mittlerweile hatten auch die größten Pessimisten das Regenzeug eingepackt, die Dreieckskurse, bei denen ein durch Bojen festgelegter Kurs pro Lauf jeweils zwei mal durchfahren werden musste. Hierzu wurden die Modelle entsprechend ihrer Größe in zwei Gruppen unterteilt. Wie allerdings kaum anders zu erwarten, ließ der Wind von Lauf zu Lauf nach, so dass sich die Regattaleitung dazu entschloss, von den geplanten vier Läufen pro Gruppe jeweils nur zwei stattfinden zu lassen. Mit abschwächendem Wind zeigte sich wieder einmal, welche Schiffe besonders gut getrimmt und auf Leichtgängigkeit gebaut sind. Denn während der eine Skipper mit seinem Boot auf der Stelle verharren musste, glitten andere mit langsamer Fahrt vorüber.

Der Sonntag begann, wie der Samstag, mit Sonnenschein, der im Laufe des Tages jedoch zunehmend den aufziehenden Wolken Platz machen musste. Entgegen dem Vortag war aber der Wind deutlich aufgefrischt, so dass die den Tag eröffnende Wanderregatta deutlich schneller zu Ende ging. Auch machte der Begriff „Wanderregatta” dem Segeln alle Ehre, denn man musste sich schon beeilen, um den Modellen auf dem Wasser zu folgen. Auf der Regattastrecke dann zeigte sich, warum Modellsegeln auch den Beinamen „Sport” führt: Auf dem rund 500 Meter langen Teilstück setzte nämlich so mancher Kapitän zu spontanen Sprints an.

Gegen 16:00 Uhr etwa standen wieder alle Segelschiffe im „Trockendock” auf ihren tischen, bereit zum abtakeln und für den Heimweg. Ein für alle Teilnehmer schönes, ereignisreiches und spannendes Wochenende neigte sich dem Ende zu. Bei der späteren Siegesfeier errang einmal mehr Peter Spaeth mit seiner „Old Lady" den Gesamtsieg. Obendrein verlieh ihm Borek Dvorak auch das „Blaue Band" für das schnellste Modell des Wochenendes. In der Gaffelklasse war Ralph Sutthoff mit seiner "Atlantis" der schnellste. Den Titel „Das schönste Schiff der Veranstaltung” teilten sich Bernd Borgmann mit seiner „Spirit of Freedom" und Otmar Weber mit seiner „Helmtrud". Einen wahrscheinlich noch lange anhaltenden Rekord stellte Ralph Tacke mit seiner „Pinta” auf. Er drehte die schnellste Runde auf dem Dreieckskurs mit drei Minuten und fünfundvierzig Sekunden. Borek Dvorak dagegen freute sich über einen anderen Rekord. Von den sechsunddreißig Teilnehmern haben dieses Mal ganze zweiundzwanzig Skipper alle Läufe störungsfrei überstanden - so viele haben es bisher noch nie geschafft. Vierzehn Segler kamen nicht in die Wertung, da diese entweder nur an einem der beiden Tage teilgenommen oder doch die eine oder andere Störung erlitten haben.

Der Dank aller jedoch gilt den Ausrichtern und in besonderem Maße dem „Thekenteam” der engagierten Damen, die alle wie immer bestens bewirteten, für das leibliche Wohl sorgten und mit einem Lächeln so manchem ob einer hinteren Platzierung getrübten Seele wieder Flügel verliehen.

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was es hier wohl Interessantes gibt?

Bernhard Reimann

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